Das Gedicht „Finnische Landschaft“ wurde 1940 von Bertolt Brecht verfasst und thematisiert die Gedanken eines Schriftstellers, der sich aufgrund des in Deutschland herrschenden Nationalsozialismus und des tobenden Krieges gezwungenermaßen im Exil befindet. Bedenkt auch, Freundliche, die Zeit, in der ich schrieb. 0000001681 00000 n Mennemeier, Franz Norbert: Bertolt Brechts Lyrik. Doch liegt in Brechts Nachlass ein Gedicht vor, das unter dem Titel „Bitte an die Nachwelt um Nachsicht“ (für das in Brechts Augen unangebrachte Verhalten in seiner Situation siehe Kapitel 4.2.1.2) eine frühere, äußerst gekürzte Fassung des dritten Abschnittes oder ein separates Einzelgedicht darstellt. Sah sich der Augsburger Autor doch immer mit der „Gefahr“ konfrontiert, nach einem Deutschlandbild, das auf diese Art und Weise nicht mehr existent war, zu greifen. Abgesehen vom schriftstellerischen Hintergrund war auch der politische ein Impuls für die zahlreichen Reisen. Sei froh, daß du hast! Februar 1898 in Augsburg als Eugen Berthold Brecht geboren wurde[8], stammen aus dem Jahr 1913. %%EOF [60] Vgl. Zweideutig eindeutige Worte, die sowohl vordergründig als auch in hinterfragender Betrachtung Brechts Warnung vor, und seine Abneigung gegen die nationalsozialistische Diktatur widerspiegeln. [84] „Der Kapitalismus hat uns zum Kampf gezwungen“ [85], äußerte Brecht, noch zu Lebzeiten den gleichen Grundgedanken in den autobiografischen Notizen seines Journals im dänischen Exil. 0000000016 00000 n 4.4.2.3.4 Verfremdung in der Aufführungspraxis Immer noch hoffte er durch den Beitrag seines lyrischen wie auch dramatischen Werkes den deutschen Widerstand stärken zu können. von Helmut Koopmann, Bd.13). Wir können es nur vermuten. Denn manchmal werden Brechts exilliterarische Bestrebungen erst in diesem Kontext besonders deutlich. Knopf, Jan: Bertolt Brecht. [56] In: Epp, Peter: Die Darstellung des Nationalsozialismus in der Literatur. [77] Das betonen auch die den Gedichten vorangestellten Verse auf das Eindringlichste: „Geflüchtet unter das dänische Strohdach, Freunde, Verfolg ich euren Kampf. Die Differenzen in Brechts Darstellung rühren wohl von den Entstehungsjahren der beiden Stücke her. Sprüche und Zitate von Bertolt Brecht. [61] In: Mayer, Hans: Brecht in der Geschichte. Stuttgart 2000, S. 45. [49] Vgl. )/Wagener, Hans (Hrsg. Faszinierend wirkte auf ihn die neue Wissenschaft von der Gesellschaft“. Brecht selbst verbrachte die Zeit von 1933 bis 1939 im dänischen Exil. 2. Studien zum Verhältnis von Marxismus und Ästhetik (Studien zur deutschen Literatur, hrsg. Unter dem Druck der extremen politischen Situation sah Brecht sich gezwungen, antifaschistische, engagierte Dichtkunst zu verfassen, die es gleichzeitig schaffen sollte, als rein politische Lyrik nicht in das ästhetische Abseits abgeschoben zu werden. Zur Ästhetik der deutschen Exilliteratur 1933-1945 (Studien zur Literatur der Moderne, hrsg. His notable plays include The Threepenny Opera and … Frankfurt a.M./Bern/New York 1985, S. 41. Hecht, Werner: Brecht Chronik. [82] Vgl. v. Richard Brinkmann/Friedrich Sengle/Klaus Ziegler, Bd.7). Brecht war Kommunist und somit ein Feind des Nationalsozialismus. 4. Liebe ist der Wunsch etwas zu geben, nicht etwas zu erhalten. Frankfurt a.M. 2006, S. 52. 25). Brecht-Handbuch, Bd. [50] Vgl. Durch die konkrete Weiterentwicklung dieser Figur – „(…) der Iberin [gemeint ist: der Protagonist der Parabel „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“] von 1934 [ist] noch lange nicht der Arturo Ui von 1941 (…)“ [69] – wird deutlich, dass sich Brecht nicht von Anfang an auf ein unveränderliches Hitler-Bild festgelegt hat. Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler in der Emigration nach 1933. Zur Ästhetik der deutschen Exilliteratur 1933-1945 (Studien zur Literatur der Moderne, hrsg. [1] Aus dem Gedicht „Kälbermarsch“ von Bertolt Brecht, das das Horst-Wessel-Lied, das neben dem Deutschlandlied von den Nationalsozialisten zur zweiten Nationalhymne gewählt wurde, parodiert. [87] Vgl. Oder helfen sie gar, diesen in angemessener Form darzustellen? 54). Die Forschung kann keine klare Aussage darüber treffen, welche der beiden Annahmen korrekt ist. dazu unter anderem: Knopf, Jan: Bertolt Brecht. ), Brecht Lexikon, Stuttgart, S. 111. v. Richard Brinkmann/Friedrich Sengle/Klaus Ziegler, Bd.7). 0000001363 00000 n Denn erst am 30. Brechts Konstrukt aus Wahrheit, Schönheit und Nützlichkeit ist allerdings ein weites Feld, das keine allumfassenden Deutungsmöglichkeiten bietet. Kittstein, Ulrich: Bertolt Brecht. Finden Sie hier die 55 besten Bertolt Brecht Sprüche. Frankfurt a.M./Bern/New York 1985, S. 42. Erst im Prager Satz von Brechts Verleger Herzfelde sind erstmals alle drei Gedichte unter dem Titel „An die Nachgeborenen“ erschienen. Der Lachende, Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist. 2.1 Lebensstationen seit der Machtergreifung Hitlers Brandt, Helmut: Funktionswandel und ästhetische Gestalt in der Exillyrik Bertolt Brechts, in: Stephan, Alexander (Hrsg. [79], Doch die „Svendborger Gedichte“ stellen in Brechts Werk nicht nur in geografischer Hinsicht, seinem Aufenthaltsort während der Entstehung, eine Besonderheit dar; es werden auch neue formale Tendenzen deutlich. [14], Doch trotz aller ästhetischer Intentionen ist, wie bereits angedeutet, eines der kennzeichnendsten Merkmale von Brechts Exilwerk dessen politische Dimension und Bedeutung mit all ihrer Wirkungsmächtigkeit, in der er seine Abneigung gegen den Nationalsozialismus auf warnende Weise kund tut. [32] Vgl. Denn eine „(…) von außen erzwungene Friedenspolitik (…) lasse dem Faschismus (…) den politischen Freiraum zur Machtübernahme“. Jeske, Wolfgang: Svendborger Gedichte, in: Knopf, Jan (Hrsg. Februar dieses Jahres verhinderten die Nazis eine Aufführung von Brechts Stück „Die Maßnahme“ und leiteten außerdem gegen die Veranstalter ein Verfahren wegen Hochverrats ein. 0000007483 00000 n Inhaltlich beschäftigt sich Brecht hier mit sowohl politischen als auch religiösen Themen. Das zu Grunde liegende Ereignis ist in diesem Falle nicht das nationalsozialistische Regime, sondern die – selbstverständlich daraus erwachsenden – vorherrschenden Verhältnisse in der DDR mit dem Arbeiteraufstand am 17. Während seiner Exilzeit allerdings und später in der DDR beschränkte sich Brecht vornehmlich auf den altbewährten Marxismus/Leninismus, weshalb in dieser Arbeit, in der Brechts Exilstücke im Mittelpunkt stehen, nicht näher auf die Feinheiten, die Brechts Marxismusbild kennzeichnen, und das er vornehmlich in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre verarbeitete, eingegangen werden soll.[50]. [56], „Materialistische Dialektik“ meint hier den zu betrachtenden Gegenstand und dessen (Neu)Erkenntnis. Frankfurt a. M. 1990, S. 13. [16] In: Klotz, Volker: Bertolt Brecht. Stuttgart 2000, S. 210. 343). [20] Vgl. Bonn 1985, S. 125. Sehen wir uns wieder, Auch nach dem Druck der „Svendborger Gedichte“ wurde Brecht nicht müde, weitere Kriegslyrik zu verfassen. Bertolt (Eugen Friedrich) Brecht (1898-1956) gehört zu den bedeutendsten deutschspra- chigen Autoren des Theaters. Mittenzwei, Werner: Das Leben des Bertolt Brecht oder der Umgang mit den Welträtseln, Bd. [46] Brecht hatte bereits 1934 gegenüber Walter Benjamin geäußert, dass er „eine Satire auf Hitler im Stile der Historiographen der Renaissance“ [47] verfassen wolle. - Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN v. Gerd Labroisse/Gerhard P. Knapp/Anthonya Visser, Bd. [48] Bereits ab der zweiten Hälfte der 20er Jahre – Brechts eindeutige Hinwendung zum Marxismus begann 1926 mit den Arbeiten an dem Stück „Mann ist Mann“ – bis in die Zeit des Exils bekannte sich Brecht zum Marxismus und berief sich immer wieder darauf. 4.2.1.1 Entstehung, Form und Aufbau Doch völlig frei von jener Maske, die er sich im Laufe der Zeit in unterschiedlichster Weise, sei sie nun grotesk, teilweise politisch, leidenschaftlich, naturverbunden oder rein ästhetisch orientiert, immer wieder anzog, war er auch damit nicht. Stuttgart/Weimar 2001, S. 12. Jaretzky, Reinhold: Bertolt Brecht. „Das problematische Verhältnis zwischen Dichtung und Politik, das bei keinem zweiten deutschen Autor dieses Jahrhunderts zu entsprechend vielfältigen Ergebnissen geführt hat wie bei Brecht, wird heikler noch in der Lyrik als in der Dramatik. Seine geliebte Margarete Steffin – „Stef“, wie Brecht sie nannte, war Mitarbeiterin beim nachstehend bearbeiteten Drama „Der Aufstieg des Arturo Ui“ – musste er krankheitsbedingt in Moskau auf dem Weg ins amerikanische Exil zurücklassen. In lyrischer Hinsicht zeigen zwar auch die im Exil nach 1941 geschriebenen Prosastücke und Gedichtzyklen, beispielsweise die „Bukower Elegien“, gegen die Nationalsozialisten gerichtete Aspekte auf, doch werden darin hauptsächlich, neben der kritischen Haltung gegenüber der eigenen politischen Gesinnung, Politik und Gesellschaft der DDR nach dem 17. Doch wer eine durchweg starre Position in Brechts Exilstücken wiederzufinden glaubt, der irrt. Der Mittelteil, das zweite Gedicht, entstanden 1934, stellt deren ältestes dar, das jedoch in die ersten, bereits getippten Fassungen der „Svendborger Gedichte“, deren Herausgabe 1937 unter dem Titel „Gedichte im Exil“ geplant war, nicht mit einbezogen wurde. Brecht suchte die Lösung dieser zwiespältigen Ausgangssituation vor allem in dem Experiment, seine Texte der breiten Masse zugänglich zu machen. [92] Denn „speziell in seiner Lyrik eröffnet er eine Schule dialektischen Denkens, wo das Treiben der Menschen befragt und hinterfragt, ihr Handeln und Meinen von Interessen bedingt, ihre Ansichten im Widerspruch zu den Tatsachen gezeigt werden – (…) keine Schule festen Wissens, sondern einer verfremdenden, innovierenden, umstürzenden Kritik des Denkens“. Seine Zuhörer gehen jedoch weg, als die Gewalt in Person hinter dem Vortragenden steht. [43] Brecht hatte im März 1939 sein Visum beantragt, in der Hoffnung, die derzeit bestehende Quote für Einwanderer in die USA sei noch nicht ausgereizt. Einführung, in: Knopf, Jan (Hrsg. Zur Ästhetik der deutschen Exilliteratur 1933-1945 (Studien zur Literatur der Moderne, hrsg. 0000053399 00000 n 0000193871 00000 n 826). [25] Vgl. Besonderes Augenmerk richtet er hierbei auf den Reichstagsbrandprozess in Leipzig, durch dessen Verfolgung er erste Ansätze der Einverleibung der deutschen Justiz durch die Nationalsozialisten ausmachen konnte. 0000067103 00000 n [93] In: Brandt, Helmut: Funktionswandel und ästhetische Gestalt in der Exillyrik Bertolt Brechts, in: Stephan Alexander (Hrsg. 213 0 obj <> endobj Wer kämpft, kann verlieren. Genau das schien die starke Seite des Bertolt Brecht zu sein: mit Entschlossenheit auf die Herausforderungen des Exils zu reagieren und im Ende des Lebens in Deutschland einen neuen Anfang in Dänemark zu sehen, mit dessen schriftstellerischer Umsetzung er den Lesern sogar einen Nutzen erweisen konnte. Im Gegensatz zu Brechts früher Äshtetik ist die des Exils stets auf politische Wirksamkeit ausgerichtet, doch verlor er dabei das Kunstschöne nie ganz aus den Augen. So entstanden in dieser Zeit zwar seine bedeutendsten Theaterstücke (rund zwei Drittel davon waren dem literarischen Kampf gegen den braunen Kanzler gewidmet) – exemplarisch seien an dieser Stelle nur „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ (1938), „Leben des Galilei“ (1938), „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1939) und „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (1941) genannt –, angemessen inszenieren konnte er sie jedoch nicht. Februar 1898 in Augsburg als Eugen Berthold Brecht geboren. Trotz allen geistigen und politischen Anspruchs, den sich Brecht immer wieder suchte, war er, wie auch andere antifaschistische Schriftsteller, in einem Dilemma. Versteift auf diese Sicht der Dinge verlor Brecht teilweise den eigenständigen Charakter, die relative politische Eigenständigkeit des Nationalsozialismus, die ihn so brandgefährlich machte, aus den Augen. 2. Stuttgart 2000, S. 47 f. [36] Vgl. Stuttgart 2000, S. 58. [70], Konkrete Äußerungen zu Hitler machte Brecht in seinem „Messingkauf“. Man war noch schmerzlich-direkter dem kapitalistischen Zwang unterworfen, seine Werke zu Geld zu machen, um überleben zu können. Diesen neuen Tendenzen verschrieb sich Brecht vor dem Hintergrund seiner Hinwendung zum Marxismus und der Abneigung gegen das NS-Regime, gegen das sich nur mit einer komplexen, poetischen Kritik nicht anschreiben ließ. Die folgenden Seiten über Brechts Werk, Wirkung und Leben stützen sich vorrangig auf die Untersuchungen des Brechtspezialisten Jan Knopf. [81] Vgl. [55], Denn Brecht wird tätig, indem er „(…) den Marxismus nicht als vorgeprägte Weltanschauung, genauer: als Glaubensbekenntnis unkritisch akzeptiert und reproduziert, sondern indem er die materialistische Dialektik als Methode und Möglichkeit, die Welt anzuschauen, interpretiert und in sein Werk einfließen lässt“. ): Brecht-Handbuch, Bd. 4.4.2.3.3.1 Sprachliche Gestaltung des „großen Stils“ )/Stammen, Theo (Hrsg. Stuttgart/Weimar 2001, S. 7. Ursprünglich sollte diese Sammlung „Gedichte aus dem Exil“ heißen, die Brecht kurzzeitig, 1938, auch so benannte. Verbinden sie doch auf anschauliche Weise den Aspekt der „nützlichen Kommunikation“ und eines lehrenden Charakters mit den ästhetischen Dimensionen, die auch die reine Schönheit umfassen, seines Werkes. Berlin 1998, S. 159. [87] Mit dem Versuch, Lyrik in einen interdisziplinären Kontext wie beispielsweise Architektur oder Kunst zu stellen, oder sich als Autor im Ausland zu etablieren, wollte er einen für jedermann verständlichen Kontext kreieren, der sich dennoch auf einem gewissen Niveau befand. 2 Die Person Bertolt Brecht [57] Vgl. ): Ästhetiken des Exils (Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, hrsg. Hillesheim, Jürgen: „Ich muss immer dichten“ – Zur Ästhetik des jungen Brecht. Eine vergleichende Untersuchung am Beispiel von Texten Brechts, Thomas Manns, Seghers´ und Hochmuths (Europäische Hochschulschriften Reihe I. Freising 2007, S. 1. )/Opitz, Michael (Hrsg. In der Regel handelte es sich dabei um jüdische, pazifistische und/oder sozialistische Autoren. 1949 bekam er sogar eine eigene Bühne. Es soll geprüft werden, inwiefern Brechts Stücke, die im Exil ab 1933 entstanden sind, eine Reaktion auf den Despoten Adolf Hitler und dessen Machtausübung sind. Kugli, Ana: Hitler-Choräle (2006), in: Kugli, Ana (Hrsg. Bonn 1974, S. 191. Hillesheim, Jürgen (Hrsg. Doch Karin Michaelis war nicht die einzige Person, zu der Brecht während seines Aufenthaltes in Dänemark Kontakt pflegte. 4.2.3.1 Entstehung, Form und Aufbau Knopf, Jan: Bertolt Brecht. 4.4.2.3.1 Basisverfremdung – Verschmelzung von deutschem Massenmörder und amerikanischem Gangsterboss in der Figur des Arturo Ui [23] Vgl. [7] In: Möller, Horst: Exodus der Kultur. Auf Betreiben Helene Weigels, die ihre Freundin und dänische Schriftstellerin Karin Michaelis um Hilfe im fremden Land bat, kauften die Brechts im August schließlich ein Haus auf der Insel Fünen in der Nähe von Svendborg[34] - dort entstand die berühmte Lyriksammlung der „Svendborger Gedichte“.